Seit Dezember haben wir marketers/nomarketers eine neue Agentur im Basislager Rostock am Start. Tom Augustin und Jan Hvarling haben sich dem Format „Heiße Fragen, coole Antworten“ gestellt und entstanden ist das folgende Interview. Viel Spaß!
Wie kam es zur Konstellation Tom-und-Jan? Inwiefern ergänzt ihr euch von bezüglich eurer Fähigkeiten?
Wir haben uns in einem kleinen Bistro kennengelernt, das wir zwischenzeitlich leider überlebt haben. Das ist aber auch der einzig traurige Teil der Geschichte. Jan war da in einer Agentur und Tom wollte rein. Das war streng genommen eine ziemlich irre Idee, weil der Kaufmann einige Sprossen der Karriereleiter in der internationalen Seeschifffahrt schon erklommen hatte. Trotzdem hielt auch Jan das für eine tolle Idee.
In jener mittelständischen Marken- und Designagentur in Hamburg stellten wir fest, dass echte Mehrwerte in den Zwischenräumen – in unserem Fall zwischen Marketing und Vertrieb – entstehen, würde man nur einander zuhören. Und das taten wir. Die unbedingte Akzeptanz, es kann immer ein besseres Argument geben, hauchte Leben in unsere Beziehung zueinander.
Aufgrund der unterschiedlichen Sicht auf die Dinge haben wir Kundenprojekte gemeinsam auf ein besseres, gehaltvolleres Niveau bringen können und haben daran festgehalten. Bis heute. Jan kann man in die Schublade „Stratege“ stecken, auch wenn die Schublade sich dabei immer etwas verhakt. Es gelingt ihm ganz gut, Komplexität auf das Wesentliche zu reduzieren. Etwas von dem Guten, das er aus 11 Semestern Jura mitgebracht hat.
Tom findet auf der Autobahn Abbiegungen, die Abkürzungen sind. Was er definitiv nicht hat ist ein Spurhalteassistent. Es sind seine antizipatorischen Fähigkeiten, die Lösungen aufdecken, wo andere nicht mal das Problem sehen.
Wie würdet Ihr eure persönliche Risikotoleranz einschätzen?
Wir gehen gern ins Risiko, wenn es darum geht Innovationen zu schaffen oder zu ermöglichen. Wir scheuen das Risiko, wenn wir erwarten dürfen, einen Fehler ein zweites Mal zu begehen. Risikoentscheidungen entstehen so auf validen Begründungen. Wir folgen niemals ausschließlich unserem Bauchgefühl.
Oft entstehen Innovationen dort, wo erfolgreiche Mechaniken in anderen, neuen Kontexten gedacht werden. Wer hätte früher gedacht, dass der Deutsche sein Auto mit Fremden teilt und alle davon profitieren. Oder dass man Matratzen sehr erfolgreich im Leasing vermarkten kann.
Welche Trends in eurer Branche findet ihr sehr interessant, welche vielleicht bedenklich?
Wir alle kennen das Gefühl: eine neue Frisur, eine neue Brille. Unwohlsein, weil man etwas wagt. Etwas Neues. Als Trendsetter. Ein Trend wird es dann, wenn andere mitmachen – und der Mut des Wagnisses verblasst.
Einige von uns gehen neue Wege. Wenige beschreiten absolutes Neuland und wagen so etwas ehrlich Neues, weil das Risiko des Scheiterns immanent ist.
Wir meinen, Trends sollten in Relationen betrachtet werden. Was für ein Fintech-Enterprise kalter Kaffee ist, kann für einen Mittelständler, der gerade in die Digitalisierung einsteigt, immer noch ein utopischer Ansatz sein, der gemeinhin nichts einbringt außer Kosten.
Hier gesund dosieren. Gefährlich wird’s, wenn die Dosis aus dem Inneren kontrolliert und der Markt außer Acht gelassen wird. Eventuell sind Kunden bereits viel weiter als man selbst. Man kann weiter Quelle-Kataloge drucken, während der Kunde gerade sein Amazon-Paket auspackt. Man kann sich als Axel Springer aber auch an StepStone, dem größten anzunehmenden Feind des eigenen Geschäftsmodells, beteiligen.
Wir sehen es als unseren Auftrag Unternehmen dahingehend zu beraten, inwiefern das Neue für sie funktionieren kann und sich nicht zu verschließen. Gerade im deutschen Mittelstand schlummern da noch grotesk viele ungenutzte Wettbewerbsvorteile. Auf unserer Website haben wir vier exemplarische Erfolgshebel für B2B-Unternehmen zusammengetragen.
Wie sieht euer Marketing aus? Mund-zu-Mund, rein digital oder auch print?
Referenzen können helfen und doch sind sie trügerisch, weil Kunden hier häufig einen einfachen Abgleich zwischen Lösungen vornehmen. Und, wer kennt nicht Kunden, die mit einem Problem vorstellig werden und die Lösung direkt im zweiten Atemzug präsentieren. Wir erlauben uns, Lösungen zu hinterfragen.
Wir erarbeiten Lösungswege zu Themen, die unseren Gesprächspartner im „Hier-und-jetzt“ umtreiben und stellen uns darüber auch selbst vor. So wird dem Kunden klarer, wie wir arbeiten, denken, ticken. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Der Systemcheck, ob man miteinander kann. Man sich vertrauen kann. Die reine Vorstellung unserer Unternehmung würde im Termin lediglich einem Selbstzweck dienen, weil es ja gar nicht um uns geht.
Unser Eigenmarketing ist schmal, weil wir konkrete Vorstellungen von Idealkunden haben. Will sagen: Was ist, wenn dich die ganze Bundesrepublik kennt und du ohne Auftrag ins Bett gehst, weil deine Zielkunden in Dänemark sitzen?
Habt ihr weitere Standorte neben Rostock?
Rostock ist für uns eine Herzensangelegenheit und Toms Geburtsstadt. Derzeitig liegen wir mit unseren Ehepartnern Siw und Malin in Hamburg vor Anker. Ein paar Tage in der Woche sind wir in Rostock. Den Rest irgendwo, denn wir arbeiten fast überall. Im Co-Working, bei unseren Kunden vor Ort und natürlich im Head-Office – im Basislager in Rostock.
Wir wollen gern mehr Zeit hier verbringen, aber das hängt auch von unserer Auslastung durch Kunden in MV ab. Wachsen können wir in jedem Fall, auch deswegen sind wir begeistert, was die OZ in Rostock geschaffen hat.
Was ist es, was eure Firma von den Mitkonkurrenten absetzt?
Hier antwortet ja mancher mal: Wir haben keine Mitkonkurrenten. Eine Haltung, die übel ausgehen kann.
Wir antworten: Unsere Gier, die Dinge zu sehen, wie sie sind. Unverfälscht. Daraus blinde Flecken aufzudecken, um echte Mehrwerte zu erarbeiten. Mehrwerte, die man spürt und die man in der Bilanz sehen kann.
Unser Geschäftsmodell basiert darauf, keinem Auslastungszwang ausgesetzt zu sein, wie dies über kurz oder lang allen Agenturen geht, die (bewusst oder unbewusst) eine Werkbank aufbauen. Wir stellen für jedes Projekt das bestmögliche Team auf – und müssen nicht mit einem einzigen Team arbeiten, das halt da ist. So müssen unsere Kunden nicht den Agenturhund durchfüttern und wir sind frei in der Wahl der Lösungen. Stünde die Lösung von Beginn an fest, wäre die Beratung nur ein Hütchenspiel.
Was ist eure Vision von marketers/nomarketers in 5 Jahren?
Wir sind Unternehmer. Wir wollen Arbeitsplätze schaffen. Und noch eine Nummer größer: Wir wollen anderen Unternehmen dabei helfen und selbst einer der besten Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern sein.
Ziemlich genial wäre, wenn wir auf diesem Weg auch andere anstiften könnten, Heimkehrer zu werden und von einer großen Metropole in die Heimat Rostock zurückzukehren.
Und weil jetzt doch noch Platz auf dem Zettel ist: Wir sind die Nummer 1 in den Bereichen B2B-Marketing und Employer-Branding. Und sind Trikotsponsor des FC Hansa – am liebsten in der Bundesliga.
Was wünscht ihr euch für das Projekt „Basislager Rostock“?
Wir wünschen dem Basislager laute Denker, stille Macher, neugierige Experten und echte Freunde des Hauses. Und, dass die Bude aus allen Nähten platzt. Dir, lieber Max, wünschen wir, dass du dir deine erfrischende Art bewahrst. Sie ist Grund, warum wir heute hier im Basislager sitzen dürfen. Toll, dass dich das Team der OZ schalten und walten lässt.
Was würdet ihr Gründern aus eurer Erfahrung heraus raten?
Beginnt mit dem, was euch jeden Tag bewegt. Hört nicht auf zu fragen: Was wäre ideal? Werdet Experten in dem, was ihr tut. Sucht nach Innovationen und versucht es nicht allen recht zu machen. Schärft die Ecken und Kanten. Bleibt neugierig und fragt, fragt, fragt. Und, wichtig, schafft den Konjunktiv ab.